Unternehmen stehen vor der Aufgabe, komplexe Daten aus unterschiedlichen Systemen zu konsolidieren, globale Lieferketten zu analysieren und nachhaltige Prozesse zu etablieren. Wie kann eine effiziente und konforme Nachhaltigkeitserklärung gelingen?
Die Europäische Union macht mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) neue Vorgaben für die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Mit dem im Februar 2025 veröffentlichten Omnibus-Paket rudert die EU zwar mit dem Kreis der berichtspflichtigen Unternehmen zurück (verpflichtende Berichterstattung nach CSRD ab 1.000 Mitarbeitenden), gleichzeitig können große Industrieunternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden nun sicher davon ausgehen, dass die Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung spätestens ab 2027 für sie gelten wird.
Für kleine und mittlere Industrieunternehmen mit weniger als 1.000 Mitarbeitenden kann ein freiwilliger Nachhaltigkeitsbericht dennoch Sinn machen. Er ermöglicht es Unternehmen, ihren Banken, Gesellschaftern, Kunden oder anderen Stakeholdern fundiert Auskunft zu Nachhaltigkeitsthemen zu geben. Zudem ist der Bericht eine systematische Ist-Analyse, die für die Etablierung einer nachhaltigen Unternehmenssteuerung oder eine Nachhaltigkeitsstrategie die Grundlage bilden kann. Eine gute Grundlage zur Orientierung für den freiwilligen Nachhaltigkeitsbericht bietet der Voluntary Sustainability Reporting Standard for Small and Mid-sized Enterprises (VSME), der auch von der EU empfohlen wird.
Vor welchen Herausforderungen stehen Industrieunternehmen bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung?
Bislang mussten Unternehmen lediglich finanzielle Informationen offenlegen. In Nachhaltigkeitsberichten (verpflichtend oder freiwillig) werden nun auch detaillierte ökologische, soziale und Governance-bezogene (ESG) Informationen gefordert. Ein Großteil der ESG Informationen wird bislang nicht in dem Detailgrad erfasst. Insbesondere bei Unternehmen mit verschiedenen Standorten und Daten-Systemen ist die konsistente Erfassung der geforderten, größtenteils nicht direkt verwendbar vorliegenden Daten herausfordernd. Hinzu kommt die Notwendigkeit von komplexen Lieferkettenanalysen. Besonders für Industrieunternehmen mit globalen Lieferketten ist die vollständige Erfassung und Analyse der Umwelt- und Sozialauswirkungen ihrer Lieferanten eine Herausforderung.
Um den regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden, müssen neue Prozesse und Strukturen im Unternehmen etabliert werden. Viele Unternehmen müssen hierfür Abteilungen für Nachhaltigkeit oder spezielle Reportingsysteme schaffen. Nachhaltigkeit betrifft das gesamte Unternehmen und erfordert daher die Sensibilisierung für das Thema im gesamten Konzern, um die Mitarbeitenden auf die neuen Anforderungen und Prozesse vorzubereiten.
Insgesamt ist der Aufwand für die Implementierung der regulatorischen Vorgaben hoch, was mit hohen Kosten für Datenmanagement, Personalkapazitäten, Schulungen und möglicherweise neuen technischen Systemen verbunden ist.
Was ist ein mögliches Vorgehen zur Erstellung der Nachhaltigkeitserklärung?
Zur Erstellung einer effizienten und CSRD-konformen/VSME-orientierten Nachhaltigkeitserklärung hat BET ein Vorgehen entwickelt, dass sich bereits in vielen Projekten bewährt hat:
1. Vorbereitung
Zu Beginn des Prozesses müssen die organisatorische Verankerung der Berichterstattung im Konzern festgelegt und Verantwortlichkeiten definiert werden. Anschließend wird der Konsolidierungskreis der zu betrachtenden Gesellschaften bestimmt. Frühzeitig sollte auch die Wirtschaftsprüfung eingebunden werden, um ein gemeinsames Verständis über Konsolidierungskreis und Prozess der Berichterstellung zu schaffen. Anschließend werden die Wertschöpfungsketten der Kerntätigkeiten des Unternehmens definiert. Zudem erfolgt die Analyse der einzubindenden internen und externen Stakeholder und die Erarbeitung von effizienten Einbindungskonzepten.
2. Wesentlichkeitsanalyse
Die wesentlichen Auswirkungen, Chancen und Risiken des Unternehmens werden gesammelt und bewertet. Dabei werden die zuvor definierten Wertschöpfungsketten berücksichtigt und relevante Stakeholder eingebunden. Die Wesentlichkeitsanalyse kann mit Hilfe eines von BET entwickelten und bereits erprobten Excel-basierten Tools durchgeführt werden. Alternativ unterstützt BET bei der Auswahl und Einführung einer Software-Lösung für die Wesentlichkeitsanalyse. Im Ergebnis der Wesentlichkeitsanalyse werden die zu berichtenden Nachhaltigkeitsthemen identifiziert.
3. Gap-Analyse
Auf Basis der Wesentlichkeitsanalyse werden die zu berichtenden Datenpunkte aufgelistet. Es werden Verantwortlichkeiten für die Datensammlung im Konzern festgelegt und die Datenlücken im Unternehmen („Gaps“) festgestellt.
4. Aufbereitung
Zur effizienten Datenerfassung in verschiedenen Gesellschaften an unterschiedlichen Standorten werden von BET entwickelte Tools zum Datenmanagement eingesetzt. Dabei werden die Daten konzernweit gesammelt, aufbereitet und konsolidiert.
5. Berichterstattung
Abschließend werden die gesammelten Daten zusammengeführt und es erfolgt die Redaktion der Nachhaltigkeitserklärung des Konzerns.
Das entwickelte Vorgehen bildet einen Rahmen für die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Industrieunternehmen. Gerne entwickeln wir gemeinsam mit unseren Industriekunden individuell zugeschnittene Lösungen, um die jeweiligen Herausforderungen bestmöglich anzugehen. Schauen Sie bei Interesse gerne auf unserer Website zum Themen Nachhaltigkeitsberichterstattung vorbei oder kontaktieren Sie mich direkt.
Benedikt Ralfs
Senior Consultant
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