Der steinige Rollout
Das Messstellenbetriebsgesetz (MsbG) hat nicht nur die Rollen des Messstellenbetreibers neu geordnet, sondern ist auch die Grundlage für den Rollout intelligenter Messsysteme (iMSys), als Kombinationen aus modernen Messeinrichtungen und Smart Meter Gateways (SMGW), um diese als Kommunikationseinheit und Sicherheitsanker mit berechtigten Marktteilnehmern zu verbinden. Hierbei sollen diese iMSys funktionell wachsen und stufenweise mehr Tarifanwendungsfälle und energiewirtschaftliche Anwendungen unterstützen. Die folgende Aufzählung zeigt in "grün" was die heutigen Geräte schon mit der ersten Stufe konnten, und in "rot", was bei der zweiten Stufe hinzukommen wird.
Funktionsumfang zertifizierte SMGW (Stand 07.2020)
- TA F1: Datensparsame Tarife
- TAF 2: Zeitvariable Tarife
- TAF 3: Lastvariable Tarife
- TAF 4: Verbrauchsvariable Tarife
- TAF 5: Ereignisvariable Tarife
- TAF 6: Abruf von Messwerten im Bedarfsfall
- TAF 7: Zählerstandgangmessung
Funktionsumfang rezertifizierte SMGW*
- TAF 8: Erfassung von Extremwerten für Leistung
- TAF 9: Abruf der IST-Einspeisung einer Erzeugungsanlage
- TAF 10: Abruf von Netzzustandsdaten
- TAF 11: Steuerung von unterbrechenden Verbrauchseinrichtungen und Erzeugungsanlagen (informativ)
- TAF 12: Prepaid-Tarif (informativ)
- TAF 13: Letztverbraucher-Visualisierung
- TAF 14: Hochfrequente Messwertbereitstellung für Mehrwertdienste
Die Roadmap
Im Rahmen der Roadmap zur Digitalisierung der Energiewende von BMWi und BSI wird im sogenannten Stufenmodellprozess die weitere Entwicklung der iMSys im Dialog mit Branche und Herstellern vorangetrieben. Dem folgt die Anpassungen der Spezifikationen durch das BSI für die SMGWs, auf deren Basis die Hersteller ihre Geräte weiterentwickeln, um diese dann zertifizieren zu lassen. Marktanalysen stellen den Fortschritt fest und sind die Grundlage für Markterklärungen durch das BSI zur Festlegung verpflichtender Einbaufälle für das iMSys. Diese sind die Grundlage des Rollouts, da die grundzuständigen Messstellenbetreiber für die Pflichteinbaufälle die vorgegebenen Rolloutzeile in den vorgegebenen Zeitskalen umsetzen müssen.
Die neuen Marktrollen
Was den Messstellenbetrieb betrifft so unterscheidet man zwischen dem grundzuständigen (gMSB) und dem wettbewerblichen (wMSB) Messstellenbetreiber.
Folgende, wesentliche Unterschiede weisen sie auf.
Grundzuständiger Messstellenbetreiber | Wettbewerblicher Messstellenbetreiber | |
Zuordnung zum NB (>99 %) | <> | Zuordnung zum LF oder eigene GmbH |
Einhaltung Unbundling | <> | kein Unbundling |
Angebot Mess-Rahmenverträgen (MRV) | <> | Abschluss von MRV (je Netz) |
Rolloutplanung Netzgebiet (Geschwindigkeit i. A. d. Ablaufs der Eichfrist) | <> | Einbau (Rollout) iMSys durch Kundenauftrag |
Einhalten Rollout-Quoten (10 %, 95 %) | <> | Freiheit in der zeitlichen Ausgestaltung |
Buchhalterische Trennung erforderlich zum konventionellen MSB (EOG vs. POG) | <> | Buchhalterische Trennung nicht erforderlich |
Bindung an Preisobergrenzen | <> | Keine Bindung an Preisobergrenzen |
Fokus auf alle Kundengruppen | <> | Fokus auf attraktive Kundengruppen (z.B. Verbraucher > 50 MWh) |
Keine Kombination mit anderen Produkten möglich | <> | Kombination mit innovativen Vertriebsprodukte möglich |
Es ist von grundlegender strategischer Bedeutung für den Netzbetreiber, ob er die gMSB-Rolle einnimmt und wie er sie ausfüllt. Für den Vertrieb stellt sich die Frage, ob er selbst als wMSB aktiv wird oder in welcher Weise er die Zusammenarbeit mit MSBs ausgestaltet.Daneben werden weitere neue Rollen geschaffen, wie der Energieserviceanbieter (ESA), der zum 1.4. 2022 eingeführt wird.
Die neuen Wettbewerber
Die neue wMSB-Rolle führt auch zu neuen Wettbewerbern, die in den Bereich der Messdienstleistungen für Energie eintreten, wie das unten stehende Schema zeigt. Dies bedeutet neuen Wettbewerbsdruck für gMSB, was die traditionelle Messdienstleistung betrifft, aber auch für Vertriebsorganisationen, was neue Mehrwertdienste betrifft.
Mehrwertdienste als Chance
Mehrwertdienste ergeben sich in verschiedenen Anwendungsgebieten, wobei die obenstehende Graphik die Unterscheidung des BMWi-/BSI-Roadmapprozesses in Smart-/Sub-Metering (grün), Smart Mobility (blau) und Smart Grid (orange) verwendet. Allein schon im Metering ergeben sich vielfältige zusätzliche Serviceangebote, um z. B. neue Tarifmodelle zu unterstützen oder z. B. über das Liegenschaftsmodell mit der Wohnungswirtschaft zu kooperieren. Der wachsende Bereich E-Mobilität bringt unterschiedliche neue Formen für Messung und Abrechnung des Ladestroms hervor, sei es im privaten oder im öffentlichen Raum. Schließlich kann das iMSys auch für Steueranwendungen genutzt werden, um die Flexibilität von Erzeugung und Verbrauch im Bereich Smart Grid zu nutzen.
All dies stellt Möglichkeiten dar, um über neue Geschäftsmodelle Mehrwertdienste anzubieten. Das iMSys soll hier die interoperable, zentrale Kommunikationseinheit mit umfangreichen Sicherheitsfunktionalitäten sein, die bei Gewerbe- oder Privatkunden montiert vielfältige Anwendungen unterstützt. Dieses Teilen der Kosten für eine zertifizierte und zukunftssichere Systemlösung soll die Profitabilität neuer Geschäftsmodelle fördern.
Was tun – und wann? Unser Beratungsangebot
Für jeden Energieversorger stellen sich hier fundamentale Fragen, sowohl strategischer Art, was die Besetzung von Rollen und die Auswahl von Geschäftsmodellen betrifft, als auch technische und prozessuale Fragen, wie die Umsetzung am effizientesten gelingt. Als Partner von BMWi und BSI bei der Ausgestaltung der Roadmap beschäftigt sich BET intensiv mit allen Aspekten dieser Roadmap. Dies betrifft regulatorischen Rahmenbedingungen, als auch Technologie und Geschäftsmodelle. Gerne beraten wir Sie strategisch, welche Rollen für Sie am interessantesten sind und wie Sie diese Rollen mit nachhaltigen Erfolg umsetzen können. Dabei stellen sich vielfältige Themenfelder, die bedacht werden müssen.
Für Energieversorgungsunternehmen, VNB, gMSB, Lieferant, wMSB
1. Strategiefindung: Geschäftsmodell- und Produktentwicklung
Regulierung, rechtlicher Rahmen, Datenschutz
2. Businessplanung: GIS-Unterstützung für Rollout
Vertragsgestaltung und Ausschreibung Dienstleister
3. Technologieauswahl: SMGW, EMS, Steuerbox
Abrechnung POB/MSB, EOG/buchhalterische Entflechtung
4. Telekommunkationsanbindung: IT-Anpassungen
Prozessanpassungen, MaKo-Umsetzung
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