Energiepolitik & Systemanalyse | 12.12.2024 Finanzierung der Energiewende ist die zentrale Herausforderung Autoren: Ralph Kremp

 

Die deutsche Energiewirtschaft blickt auch ein sehr dynamisches Jahr 2024 zurück. Die Transformation des Energiemarkts hat weiter an Fahrt aufgenommen, was sich besonders in deutlich gestiegenen Zubauraten von Wind und Photovoltaik zeigt. Insbesondere in den Sommermonaten wurde dabei weit mehr als die Hälfte des Stroms bereits aus erneuerbaren Energien produziert. Dieser rasante Zubau hat jedoch ebenfalls aufgezeigt, dass das gegenwärtige Marktdesign an seine Grenzen stößt. Neben Herausforderungen bei der Systemstabilität führt die EE-Förderung im System der gleitenden Marktprämie zu signifikant sinkenden Marktwerten und entsprechenden Belastungen für den Bundeshaushalt.

Die Diskussion um die Weiterentwicklung des Marktdesigns wurde von BET im Rahmen einer Reihe von Gutachten und Projekten aktiv begleitet. Dabei zeigte sich deutlich, dass ein dekarbonisiertes Energiesystem weiterhin eine gesicherte Leistung von bis zu 20 GW benötigt. Hierzu sind die rasche Einführung des Kraftwerkssicherheitsgesetzes und eines Kapazitätsmarkts unabdingbar. Die Förderung der erneuerbaren Energien sollte auf neue Füße gestellt und Flexibilitäten in ausreichendem Maße angereizt werden.

Die Transformation der Energiewirtschaft bringt auch für die Infrastrukturen in allen Bereichen erhebliche Herausforderungen mit sich. Die Stromnetze stehen weiterhin vor großen Investitionsanforderungen. Während die Regelungen für das Wasserstoff-Kernnetz erfolgreich implementiert wurden, bleibt die Zukunftsperspektive der Gasverteilnetze eine offene und drängende Frage.
Im Bereich der Wärmeversorgung sind ebenfalls signifikante Investitionen zur Erreichung der energiepolitischen Zielsetzungen erforderlich. Neben dem Umbau des Erzeugungsparks sind dabei insbesondere umfangreiche Anstrengungen im Netzbereich zu meistern. Dabei zeigt sich, dass der aktuelle Ordnungsrahmen für Fernwärmenetze und Wärmepreise mit der Implementierung der AVBFernwärmeV zwingend weiterentwickelt werden muss, um die Transformation auch in diesem Bereich zu ermöglichen.

In einer Vielzahl von Projekten sowohl für Bundes- und Landesministerien als auch Versorgungsunternehmen hat BET verdeutlicht, dass die Transformation der Energiewirtschaft ein zentrales Spannungsfeld schafft, innerhalb dessen sich der Ordnungsrahmen bewegen muss.
Auf der einen Seite gilt es, die energiepolitischen Herausforderungen zu meistern. Gleichzeitig werden die erforderlichen Investitionen nur dann getätigt, wenn rentable Geschäftsmodelle für die Betreiber ermöglicht werden und gleichzeitig die Bezahlbarkeit und damit die Akzeptanz aus Kundensicht nicht vernachlässigt wird.

BET hat im vergangenen Jahr seinen ganzheitlichen Beratungsansatz erfolgreich weiterentwickelt. Die Synthese aus energiepolitischer und systemischer Beratung einerseits sowie betriebs- und finanzwirtschaftlicher Analyse andererseits liefert dabei wichtige Impulse. Diese betreffen sowohl die Weiterentwicklung des Ordnungsrahmens in allen Medien als auch die strategische Positionierung der Unternehmen.
So wurden für eine Vielzahl von Regionalversorgern und Stadtwerken strategische Langfristplanungen erstellt. Diese basieren auf einer ganzheitlichen systemischen Betrachtung und ermöglichen es, Erkenntnisse über die Interdependenzen zwischen den Medien sowie über organisatorische und strategische Ausrichtung zahlreicher Versorger zu gewinnen. Die Ergebnisse zeigen jedoch, dass die hohen Investitionsanforderungen eine zentrale Herausforderung für die Marktteilnehmer darstellen. Insbesondere die Sicherstellung der Finanzierung und die Bereitstellung ausreichender finanzieller Mittel bleiben ein kritischer Erfolgsfaktor für die Transformation der Energiewirtschaft.

Wie geht es nun 2025 weiter? Die anstehenden Bundestagswahlen im Februar werden die Kräfteverhältnisse in der Bundesregierung neu ordnen. Auch wenn sich die Mehrheitsverhältnisse ändern könnten, bleiben die Herausforderungen für die Energiewirtschaft unverändert bestehen.
BET wird deshalb weiterhin auf allen Ebenen aktiv sein: von der Gestaltung und Weiterentwicklung des regulatorischen Rahmens über die Analyse der Auswirkungen auf Unternehmen, deren Geschäftsmodelle und Businessplanungen, bis hin zur Unterstützung bei der Umsetzung und Finanzierung der Transformation. Mit diesem umfassenden Ansatz wird BET einen wichtigen Beitrag leisten, um die Energiewende auch unter veränderten politischen Rahmenbedingungen erfolgreich voranzutreiben.

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